CINESTYRIA FILMKUNST Special

oder: Steirisches Filmschaffen im Spiegel Europas


Dass die Steiermark mit opulenter Landschaft, verführerischer Kulinarik und dem erdigen Charme ihrer Bewohner auftrumpft, ist wohl hinlänglich bekannt. Dass sich über die Jahre hierorts ein Kulturleben á la carte entwickelt hat, sollte auch keinen Flüstertipp mehr darstellen. Aber dass dieses Ländle im "Bauche Österreichs" mit der CINESTYRIA FILMKUNST einen Quantensprung in Sachen Filmförderung genommen hat, die vor allem dem Nachwuchs ein Standbein stellt, ist noch nicht, außerhalb der Szene, rundum gegangen. Diesem Wissensdefizit Rechnung tragend, präsentiert das diesjährige CINEMA EUROPE-Open Air an 8 Sonntagen, 8 Beispiele herausragender steirischer Filmkunst, die querfeldein im Oeuvre der Genres verortet ist und sich aus heimischer Kreativität als auch finanzieller wie logistischer Unterstützung der CINESTYRIA FILMKUNST speist, um der Leinwand Leben einzuhauchen. Filmisches Leben einer kleinen grünen Welt wohl gemerkt, die ebenso zu verzaubern versteht, wie jene draußen, im fernen Hollywood.

MacGuffin, 2010




VORWORT:

Film kann wie kein anderes Medium Emotionen in einem breiten Spektrum wecken und verfügt über das enorme Potenzial, gesellschaftspolitische und soziale Themen aufzugreifen und selbst in subtiler und leiser Art und Weise kraftvoll und bewegend zu transportieren. Der europäische Film macht die Vielfalt der Länder und seiner Menschen, ihrer sozialen und kulturellen Prägungen erlebbar und vermittelt dem Publikum die Breite Europas in all seinen Facetten. Die Förderung künstlerisch experimenteller Filme und dieses Kulturschaffens fernab des Quotendrucks einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen sehe ich als unseren wichtigen Beitrag für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Neben künstlerisch anspruchsvollen und experimentellen Filmen fördert die CINESTYRIA-Filmkunst als Plattform für den jungen steirischen Film auch unseren Nachwuchs. Und dass junge steirische Filmschaffende in diesem Metier vorne mit dabei sind, beweisen sie erstmals auch im Rahmen der Cinema Europa 2010 jeden Sonntag.
Dem Medienverein MacGuffin danke ich für die Realisierung des Cinema Europe Open Air Kino im Schubertkinohof. Allen leidenschaftlichen Cineasten und denen, die gerade dazu werden, wünsche ich an lauen Abenden eine aufregende Sommerreise quer durch Europas Filmlandschaften!

Dr. Bettina Vollath, Kulturreferentin des Landes Steiermark


PROGRAMM:


Sonntag, 18. Juli, 21:00 Uhr

MARKUS MÖRTH

Regisseur, Autor und Kurator
1973 in Graz geboren



Der studierte Philosoph, Publizist und Theaterwissenschaftler zählt zweifellos zu den großen Talenten der heimischen Filmszene, wovon nicht zuletzt der Steirische Film- und Videopreis 2001 für "Matchball" und der Carl-Mayer-Drehbuchpreis 2008 zeugen. Das soziale Engagement hingegen, das alle Produktionen des in Graz und München lebenden Filmemachers bestimmt, dürfte sich auch seiner zeitweisen Tätigkeit als Flüchtlingsbetreuer verdanken. Zuletzt arbeitete MÖRTH an der Verfilmung seines Romans "Pony".


Sonntag, 25. Juli, 21:00 Uhr

GRUPPE ERGO

Konspirativer Männerbund
1989 im Grazer Café Thalia gegründet



Zu den erklärten Zielen der GRUPPE ERGO zählt die Realisierung und Erweiterung der "Philosophischen Provinz". Wobei sich die Verfolgung dieser Ziele neben Performances, Ausstellungen und "öffentlichen Interventionen" auch in einer Reihe teils dokumentierender, teils "intervenierender" Videos abbildet. Darin sollen öffentliche Erscheinungen und mediale Phänomene ästhetisch transformiert werden. Aktuell verlagert ERGO seinen kreativen Schwerpunkt aber hin zu mehr rituellen, traditionalisierten Handlungen.


Sonntag, 01. August, 21:00 Uhr

MARTIN KROISSENBRUNNER

Regisseur und Drehbuchautor
1983 im Schweizer Männedorf geboren



Nach Studien der Translationswissenschaften in Graz und am "European Film College" in Ebeltoft, Dänemark, arbeitet KROISSENBRUNNER hauptberuflich im Bereich Marketing/Übersetzung bzw. eLearning-Konzeption. Daneben drehte er seit 2002 er als Regisseur, Drehbuchautor, Cutter und Produzent ca. 15 Lang- und Kurzfilme, die sich vor allem durch ausgeprägtes Formbewusstsein, exzellente Darstellerführung und inhaltliche Reife auszeichnen. Zur Zeit arbeitet er an seinem ambitionierten Spielfilmprojekt "Vierter Sommer".


Sonntag, 08. August, 21:00 Uhr

HEINZ TRENCZAK

Regisseur und Autor
1944 in Graz geboren



In den 60ern studierte TRENCZAK Musik am Mozarteum und bei keinem geringeren als Mauricio Kagel in Köln. Ab 1971 - nach einer Vortragsreise durch Indien - arbeitete er bis 1984 als Musikredakteur beim WDR. Im selben Jahr organisierte und programmierte er mit Peter Zach die "12. Grazer Filmtage" im steirischen herbst. Seit 1982 dreht TRENCZAK Filme, die - obwohl dokumentarisch angelegt - den Rahmen herkömmlicher Dokus zu sprengen verstehen. Zuletzt porträtierte er im "Noarnfülm" die Gruppe "Aniada a Noar".


Sonntag, 15. August, 21:00 Uhr

JÖRG VOGELTANZ

Comiczeichner, Graphiker und Spielleiter
1968 in Graz geboren



Böse Zungen meinen, er wäre ein UFO-Entführungsopfer, gute wissen, er ist eines. Soweit die Fakten zu dem spartenübergreifenden Künstler mit Hang zu sequentiellen Medien und Graphic Design. Als studierter Bühnenbildner und Lehrbeauftragter der FH Joanneum und der Grazer Kunstuniversität ist das Allroundtalent zeichnerisch vor allem im Bereich des Devianten zugange, z.B. mit dem Langzeitcomicprojekt "Anger" oder der edition preQuel. Filmischen Ausdruck verleiht er seinen Obsessionen derzeit mit "Pantherion".


Sonntag, 22. August, 21:00 Uhr

DAVID LAPUCH

Regisseur und Drehbuchautor
1987 in Graz geboren



Schon in frühester Kindheit entflammte DAVID LAPUCHs Interesse am Medium Film durch George Lucas´ SciFi-Epos "Star Wars". Jahre später war es schließlich Takeshi Kitanos "Hana Bi", welcher ihn zum Film brachte. Sein erstes Projekt drehte er bereits mit 17 Jahren. Besonders zeichnen sein kleines, aber feines Oeuvre dabei die ästhetische Bildsprache, der Wortwitz seiner Dialoge und die Liebe zum Detail aus. In seinem aktuellen Film "Tage ohne Morgen" widmet er sich dem letzten (ersten?) Tag eines Paares.


Sonntag, 29. August, 21:00 Uhr

MARKUS HASLINGER

Filmemacher und Kameramann
1963 in Graz geboren



Er stellt mit dem 1995 (zus. mit Eva Kleinsasser u. Erwin Talker) gegründeten XXkunstkabel wohl den buntesten Hund der Grazer Filmszene dar, da er von der Drehbucherstellung, Regie, Kamera bis hin zur Postproduktion und Realisierung von Videoinstallationen, kurz: filmisch überall fest im Sattel sitzt. Kein Wunder, dass derlei kreative Aktivitäten 1997 mit dem steirischen Landeskunstpreis geehrt wurden. Besondere Erwähnung verdient sein Kurzspielfilmprojekt "Tröstungen" (2009) nach Texten von Karl Rock.


Sonntag, 05. September, 21:00 Uhr

FLORIAN POCHLATKO

Regisseur, Drehbuchautor und PSI-Wunder
1986 in Graz geboren



Nach eigener Aussage in der Rechbauervideothek filmisch sozialisiert, verleiht er dieser Sozialisation durch Studien für experimentelle Mediengestaltung in Linz und Filmregie auf der Wiener Filmakademie die nötige Seriosität. Infolge mehrfach preisbedacht, etwa für die Shorts "Running Sushi" oder "Freiheit für Rosalie", saß er auch beim spritzigen Episodenfilm "Im Auto" mit am Steuer. Und mit Humor und Originalität ist er weiter auf der Überholspur, aktuell mit der abgründig komischen Psychostudie "Eisberg".

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